Auf einem Tisch stehen drei Cupcakes, eine Kaffeetasse und im Hintergrund liegt eine Zeitung
moofushi – stock.adobe.com

#1 Wissenssnack: Interessantes aus Wissenschaft und Praxis

Ab jetzt gibt’s mit dem neuen Blog-Format „Wissenssnacks“ regelmäßig wohldosierte Leseempfehlungen zur Digitalisierung in Kommunen: Im Fokus der ersten Ausgabe stehen ein Praxisleitfaden zur Datensouveränität, ein Arbeitspapier zum Einsatz von Bing Chat/GPT-4 in der öffentlichen Verwaltung, eine Dissertation über digitale Stadtplanung und eine Kurzstudie über KI in der Kommunalverwaltung.

Main content

Bürgernähe Cybersicherheit, Standardisierung & Datensouveränität Digitale Stadtplanung Künstliche Intelligenz

Die Welt der Smart Cities entwickelt sich immerzu weiter. Dabei ist es gar nicht so einfach, den Überblick über inspirierende Innovationen, relevante Projekte und neue Initiativen zu behalten. Unsere neue Blog-Reihe „Wissenssnacks“ liefert einen regelmäßigen Überblick zu aktuellen Entwicklungen in der nationalen und internationalen Wissenschaftscommunity, mit News zu Daten und Fakten aus der Smart-City-Welt, spannenden Maßnahmen, Aktivitäten und Programmen sowie lesens- und hörenswerten Beiträgen und Buchbesprechungen. Heute geht es unter anderem um einen Praxisleitfaden zur Datensouveränität und weitere Publikationen.

Handreichung für die Datensouveränität im Kontext von Open Data

Cover
Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung NRW

Der „Praxisleitfaden für die Datensouveränität im Kontext von Open Data“ aus dem Jahr 2022 von Open.NRW, der Open-Government-Initiative der nordrhein-westfälischen Landesregierung, gibt öffentlichen Stellen in Nordrhein-Westfalen eine umfassende Anleitung, wie sie die Hoheit über ihre Daten bewahren und dennoch frei verfügbare und offene Daten zur Verfügung stellen können.

Der Praxisleitfaden enthält Tipps und Checklisten zur Beschaffung und Verwertung von Verwaltungsdaten sowie Musterklauseln und erprobte Vorgehensweisen. Er behandelt rechtliche, organisatorische und technische Aspekte und zeigt Zusammenhänge zwischen Datensouveränität und Datenschutz auf. Die Publikation klärt zudem über Rahmenbedingungen zur Bereitstellung von Open Data auf und benennt Einschränkungen, die für eine Veröffentlichung gelten. Außerdem gibt sie detaillierte Hinweise, wie Verwaltungsmitarbeitende bei IT-Infrastruktur, Datenqualität und Bereitstellungswegen mehr Datensouveränität erreichen können. Die Handreichung soll Behörden dabei helfen, einen souveränen und rechtssicheren Umgang mit (offenen) Daten zu gewährleisten.

Bing Chat/GPT-4 in der öffentlichen Verwaltung

Ein vom Chief Innovation Officer der Stadt Braunschweig Neven Josipovic veröffentlichtes Arbeitspapier von Mai 2023 beschäftigt sich mit der Frage, ob generative Sprachmodelle die Verwaltungspraxis unterstützen können. Dazu hat der Autor Testdialoge mit Bing Chat/GPT-4 geführt, um mögliche Anwendungsfälle zu testen. Als Ergebnis zeigt sich, dass Bing Chat schon generelle Fragen zu Verwaltungsleistungen beantworten und beim Ausfüllen von Formularen unterstützen kann. 

Fazit der Kurzstudie: 

Das GPT-4-System erfüllt bereits jetzt schon grundlegende Funktionen eines einfachen Verwaltungs-Chatbots und kann spezifische Randbedingungen wie etwa die der Stadt Braunschweig berücksichtigen. Es ist auch in der Lage, „zwischen den Zeilen zu lesen“, um menschliche Motivationen und Verhaltensweisen zu berücksichtigen – etwa, mit welcher wahrscheinlichen Motivation der Antrag einer Partei in den Stadtrat eingebracht wurde. Aus Smart-City-Sicht ist insbesondere auch die Anfrage des Autors spannend, in der der KI-Chatbot die Ratsanfragen zu einem geplanten Bauprojekt bearbeitet.

Digitale Stadtplanung – Alltag und Räume technisierten Planens

Was bedeutet Digitalisierung in der Planung und wie verändert sich das Planen und der professionelle Blick auf Städte? Der Soziologe und Kulturanthropologe Martin Schinagl zeigt in seiner Dissertation aus dem Jahr 2022 unter anderem, dass Digitalisierung die Stadtplanung und den Blick auf Städte zwar verändert, es jedoch keine einheitliche Erfahrung oder Art der Digitalisierung gibt, die alle Planerinnen und Planer verbindet. Vielmehr ist das Feld der Planung komplex und besteht aus verschiedenen Beziehungen, Referenzen, Konventionen und Akteuren, die in Konkurrenz zueinanderstehen können. Die Techniknutzung ermöglicht vernetztes und verteiltes Planen sowie neue Entwurfs- und Raumkonstruktionspraktiken, so dass raumbezogene Informationen nach Bedarf dargestellt und ausgewertet werden können. Dies verändert die Art und Weise, wie Raumwissen konstruiert wird. Die Nutzung digitaler Werkzeuge hängt mit dem Modus Operandi der Planerinnen und Planer sowie der Art zusammen, wie Planungsprozesse organisiert werden.

Künstliche Intelligenz in der Kommunalverwaltung

Künstliche Intelligenz (KI) findet immer schneller und immer breiter Einzug in städtische Prozesse und Handlungsfelder. Gerade im Smart-City-Kontext entstehen neue Einsatzmöglichkeiten für KI, beispielsweise in der intelligenten Verkehrsplanung, bei neuen Formen der Bürgerbeteiligung oder dem Notfall- und Krisenmanagement. Aber auch in der Verwaltung wird vermehrt über den Einsatz von KI diskutiert, beispielsweise in der Antragsverwaltung oder der Bauleitplanung. Insbesondere letzteres greift die „Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement“ (KGSt) auf: Sie zeigt in einer neuen Kurzstudie aus dem Jahr 2023 auf, dass die Verwaltung nur dann Mehrwerte durch den Einsatz von KI erzielen kann, wenn sie Künstliche Intelligenz von Beginn an eng mit den realen Verwaltungsprozessen verzahnt.

Die Autorin Anika Krellmann und der Autor Matthias Hörmeyer nehmen eine grundlegende Definition von KI und ihrer Bedeutung für Verwaltungsprozesse und ihre Automation vor. Gleichzeitig stellen sie Einsatzfelder und Beispiele für KI in Verwaltungsprozessen vor. Sie machen auch deutlich, dass bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz in kommunalen Bereichen Aspekte wie Datenschutz, Transparenz, ethische Grundsätze und Bürgerbeteiligung von großer Bedeutung sind und ganz besonders berücksichtigt werden müssen. Um all dies zu gewährleisten, braucht es geeignete Prozesse, die bei der Entscheidung helfen, wo und wie KI wirklich sinnvoll und sicher im Kontext von Verwaltung eingesetzt werden kann. Die Publikation stellt einen solchen Prozess beispielhaft im Anhang anhand der Aufgabe „Ummeldung durchführen“ vor. 

Leselinks und Literaturverzeichnis

Autorinnen und Autoren
Lisa Dreier

Lisa Dreier

Deutsches Institut für Urbanistik
KTS; Beratung und Forschung